Thema auch zurück! :wink:
Soeben hat Kanada das enorm spannende WM Finale mit 3-2 in der Verlängerung gewonnen, nachdem der Schiesdrichter erst noch das entscheidende Tor per Videobeweis überprüft hat (nachdem die Kanadier schon als Haufen auf dem Eis lagen).
Tolles Turnier mit einem würdigen Finale. Natürlich schade im Nachhinein, daß wir auch so knapp 3-2 nach Verlängerung gegen Kanada verloren haben, aber immerhin gegen den späteren Weltmeister (soll jetzt nicht andeuten, daß wir das Zeug zum Titel hätten).
@ Schoork - Jan Benda, hab hier ein Interview mit ihm aus der Sportbild:
ZitatAlles anzeigenVon Caty Cuko
Sieht so ein Gott aus? Fast schüchtern sitzt Jan Benda (30) in der Lobby eines Züricher Hotels. Ober- und Unterlippe sind aufgeplatzt, sein Lächeln entblößt einen Schneidezahn an dem eine Ecke fehlt. Sein Gesicht zieren Narben, stille Zeugen von ungezählten Zweikämpfen.
Seit 1994 spielt Benda, Sohn eines Tschechen und einer Deutschen, in der Nationalmannschaft. 115 Spiele hat er mittlerweile bestritten, er ist die schillerndste Figur im Team von Bundestrainer Hans Zach: 1,90 Meter groß, 100 Kilo schwer, Verteidiger und Stürmer, Leitfigur bei der WM in Finnland (ab Samstag) und nach einer Odyssee durch Kanada, Amerika, Deutschland, Tschechien und Finnland zurzeit Profi in Russland. In Kazan (1,5 Millionen Einwohner), Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan nahe der afghanischen Grenze.
Sport-Bild: Warum ausgerechnet Russland?
Jan Benda: In Prag hatte ich eine Zeitlang mit dem Russen Andrej Jakowenko gespielt. Der ist nun Spielervermittler für Kazan und sprach mich 2001 an. Ich habe meinen Vater vorgeschickt, er hat mir den Klub empfohlen, ich habe den Vertrag blind unterschrieben und bin hängen geblieben. Klar haben Freunde gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Was verdient man in Russland?
Sechstellig
In Rubel?
Nee, in Dollar. In Deutschland verdient man wirklich gutes Geld im Eishockey (Spitzenspieler 150 000 Euro netto, d. Red.), nur kann man das nicht mit Russland vergleichen. Die Leute, die dort hinter den Klubs stehen, sind steinreich.
Wer steht hinter Ihrem Klub?
Unser Präsident ist Chef einer Ölfirma und gleichzeitig der Premierminister von Tatarstan. Das Land ist eines der reichsten in Russland mit eigenen Ölfeldern und einer Menge Öl und Naturgas, womit der Staat handelt und Geschäfte macht.
Der Premierminister bezahlt Sie aus eigener Tasche?
Braucht er nicht, weil wir von Staatsgeldern bezahlt werden. Unser Jahresetat liegt bei 20 bis 22 Millionen Dollar (Schnitt der DEL-Klubs: 5 Millionen Euro; d. Red.).
Russland ist ein armes Land.
Man ist bettelarm oder steinreich. Mittelstand wie in Deutschland gibt es nicht. Vorn an der Straße liegen McDonald´s, feine Boutiquen und Shops - es mangelt an nichts. Aber viele leben hinter der Fassade.
Bekommen Sie manchmal so etwas wie Futterneid zu spüren?
Kein bisschen, obwohl die Leute natürlich nicht blöd sind und wissen, wie gut es uns geht. Aber wir gleichen das mit Popularität und sozialem Engagement aus. Unsere Mannschaft steckt einiges Geld in Kinderheime oder Krankenhäuser. Ich habe immer Kleingeld dabei, wenn ich das Stadion verlasse. Draußen warten meistens Kinder, die die Hände ausstrecken.
Sie sind beliebt?
In meinem ersten Jahr in Kazan hab ich die Mannschaft mit einem goldenen Tor ins Meisterschaftsfinale geschossen. Dafür wollten die mir ein Denkmal setzen. Ich bin dort momentan der populärste Spieler überhaupt, und ddas zeigen mir die Leute. Die haben mich nach diesem Tor auf den Händen getragen.
Macht das süchtig, ein Eishockey-Gott zu sein?
Ich bin sicher ein sehr ergeiziger Mensch. Mein Ziel ist, in einem Topteam auch der beste Spieler zu sein. Wenn ich die Anerkennung der Leute spüre, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Ist der Premier auch ein Fan?
Er hat mich umarmt und geküsst, als wir ihm nach der vorletzten Saison den Puck schenkten, mit dem ich uns ins Halbfinale geschossen hatte. Die Leute waren baff, weil sich der Mann in 20 Jahren Regentschaft noch niemals zu einem Normalsterblichen auf diese Art herabgelassen hatte.
Wie wohnen Sie?
Alle Spieler leben in zwei Hochhäusern, jeder hat eine rund 100 Quadratmeter große Wohnung, mit italienischen Möbeln ausgestattet.
Keine Angst vor der Mafia?
Da wird viel mehr drüber geredet, als im wirklichen Leben etwas passiert Sicher existiert die Mafia, aber das sind Leute, die im Big Business sind. Da geht es um sehr viel Geld, eine Million Dollar sind gar nichts. Das hat mit uns gar nichts zu tun.
Ihre Frau Gabriela lebt nicht bei Ihnen.
Am Anfang haben wir das zwar probiert, aber ich war ihr zu viel weg. Russland ist riesig, da ist man zu jedem Spiel mit dem Mannschaftsjet unterwegs. Sie lebt mit unserer dreijährigen Tochter Sandra abwechselnd in Prag und bei meinen Eltern in Duisburg.
Bleiben Sie in Kazan?
Ich sehe keinen Grund, warum ich das alles aufgeben sollte. Ich habe wieder ein Vertragsangebot. Dass ich mich damals für Kazan entschieden habe, war eine meiner besten Entscheidungen.
Geht Ihre sportliche Weltreise zu Ende? Lockt die NHL nicht mehr?
Wenn ein Klasseangebot kommt, würde ich sicher nicht Nein sagen. Aber ich bin jetzt in einem gewissen Alter und nicht mehr so naiv wie früher. Russland gibt mir das, was ich die ganze Zeit in der NHL gesucht habe: Anerkennung, Popularität, eine gewisse Starrolle.
Sehr interessanter Artikel wie ich finde, vor allem was die Bedingungen dort in Russland betrifft!