Naja, grds. finde ich das erstmal nicht schlimm: Wenn er ein paar Vertrauensspieler hat, die ihn über die aktuelle Stimmung in der Mannschaft auf dem laufenden halten, ohne Namen zu nennen, ist das doch vollkommen in Ordnung! Schließlich mag es durchaus Spieler geben, die sich gegenüber Mitspielern kritisch über die Aufstellung (also über ein "Warum stellt der A.... mich nicht auf?" hinaus) oder die Taktik (also über ein "Menno, jetzt muss ich schon wieder links ran!" hinaus) äußern, gegenüber dem Trainer aber das Maul nicht aufbekommen. Idealerweise sollte in solchen Fällen der Kapitän als Mittelsmann dienen, aber vielleicht funktioniert das ja nicht immer. In der Schule geht ja auch nicht jeder mit seinen Problemen zum Klassensprecher.
Anders sieht es natürlich aus, wenn Dinge, die im Vertrauen gesagt wurden, auf eine Weise weitergeleitet werden, die den Urheber identifizierbar macht.
Den Begriff "Spitzel" halte ich also für möglicherweise überzogen und mediale Stimmungsmache. Insbesondere wenn es tatsächlich um Spieler geht, mit denen der Trainer schon länger zusammenarbeitet, so dass jeder Mitspieler davon ausgehen kann, dass zwischen diesen Spielern und dem Trainer ein besonderes (wechselseitiges) Vertrauensverhältnis besteht. Dann muss ich mir halt überlegen, was ich diesen Spielern erzähle, oder, wenn mir Diskretion wichtig ist, konkret darauf hinweisen, dass bestimmte Äußerungen vertraulich behandelt werden sollen.
Ein weiterer Punkt ist natürlich auch, wie auf selbst wahrgenommene oder durch "Spitzel" in Erfahrung gebrachte Kritik reagiert wird. Schließlich kann man mit - konstruktiver - Kritik ja auch souverän umgehen und sie ggf. bei seinen eigenen Überlegungen berücksichtigen. Außerdem ist es für einen Trainer sicherlich auch hilfreich, wenn er Gründe für Unzufriedenheit in der Mannschaft frühzeitig erkennen und ansprechen kann.
Ist doch irgendwie typisch: Wenn es mal nicht läuft, tauchen plötzlich alle möglichen Spekulationen über derartige Nebenkriegsschauplätze auf, die in einer erfolgreichen Phase niemanden länger interessieren würden.