Ich fand den Lage-Thread in der letzten Saison so schön und gleichzeitig frustrierend, dass ich nicht umhin konnte, einen für die kommende Saison (natürlich mit wechselndem Titel) zu eröffnen.
Hoffen kann ich nur, dass dieser Thread (im Gegensatz zur letzten Saison) uns ständig fröhlich stimmen wird.
Beginnen werde ich ihn gleich mal mit einem schönen, gelungenen Beitrag, dem ich nichts hinzuzufügen habe:
ZitatAlles anzeigenOriginal von http://www.blutgraetsche.de
"18.06.2004 Irritationen
Quo vadis FC? Mehr denn je drängt sich diese Frage auf, vor dem Hintergrund der letzten Entwicklungen. Auf dem Platz schwanken wir jetzt zwischen EM-Teilnehmer und 8-Mio.-Euro-Mann Prinz Poldi und Zweitliga-Kloppern wie Alex Voigt. In der operativen Verantwortung haben wir nun UEFA-Cup-Sieger und Ex-Vize-Meister Huub Stevens neben dem braven Zweitliga-Strategie-Handwerker Andreas Rettig (welcher durch die Verpflichtung von Stevens quasi als entmachtet angesehen werden kann). „Lichtgestalt" Overath als neugewählter Präsident flirtet mit dem schwergewichtigen „Darth Vader" Calmund über eine Beraterrolle und gleichzeitig verpflichtet der Verein das spielerische Leichtgewicht Guie-Mien. Wo soll die Reise denn nun hingehen?
Zugegebenermaßen hat Overath zum Beginn seiner Amtszeit einen unerwarteten Knaller gesetzt, der schon fast in die Rubrik „Sensationen" gehört. Auch wenn sich im Vorfeld die Anzeichen verdichteten, dass Marcel Koller wohl doch keine Bewährungschance mehr erhalten würde, wurde nicht mal ansatzweise über Alternativen spekuliert. Alleine schon die Tatsache, dass dicht gehalten wurde bis der Deal in trockenen Tüchern war, ist eine professionelle Neuerung, wegen der man auf Fortsetzung hofft. Dass dann aber noch mit der Person des Neuen keine halben Sachen gemacht wurden (man hätte Reimann oder Berger befürchten müssen oder vielleicht sogar Oberlehrer Rangnick), sondern stattdessen jemand, der über die kurzfristigen Erfolgserwartungen hinaus auch längerfristiges Potential hat (also kein Funkel), rundet die Maßnahme perfekt ab.
Leider folgte nur zwei Tage nach diesem orchestralen Paukenschlag dann wieder das altvertraute „ping" einer Triangel in Form der Verpflichtung von RCGM. Man kann nur hoffen, dass diese noch aus den Alt-Aktivitäten von Rettig stammt – denn in einer Stevensschen Gesamtkonzeption kann man sich diesen Ergänzungsspieler für die zweite Liga kaum als Eckpfeiler vorstellen.
Die Personalie Stevens wird seit ihrem Bekanntwerden heiß diskutiert und ein Abflauen der Diskussionen steht in den nächsten Wochen kaum zu erwarten. Dabei soll die in diesem Zusammenhang auftauchende Frage „wo kommt eigentlich das Geld für so einen her?" hier gar nicht weiter vertieft werden (ich vermute hier schon fast eine individuelle Sponsoren-Aktion). Viel interessanter ist doch die Frage: „Passt so einer überhaupt zu uns?". Auch diese Frage ist zweigeteilt zu beantworten.
Teil A: Passt Huub Stevens als Person (und dann auch noch als holländische) zum FC? Die Antwort lautet hier eindeutig: ja! Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern hat er durchaus Humor und man kann sich ihn auch trotz seines preußischen Disziplin-Verständnisses (welches er mit Lienen teilt) im Karneval vorstellen. Auch wenn das Thema „deutsch-holländische Freundschaft" im Fußball ein sehr heikles ist und bleibt, steht der Rheinländer an sich seinen westlichen Nachbarn nicht nur sprachlich oftmals näher als einigen Landsleuten aus Nord, Süd oder gar Ost. Immerhin reichte die Strahlkraft von Stevens ja damals sogar bis Gelsenkirchen (dass sie dann weiter östlich ganz schnell versickerte, unterstützt die vorgenannte These).
Der FC und sein Umfeld brauchen zudem auf dieser Position eine Person mit Ausstrahlung – die Kollers, Funkels und Köstners hatten aus dieser Sicht ohnehin nie eine echte Chance. Wenn der Wiederaufstieg gelingt, wird das als Stevens’ Werk angesehen werden. Er wird der erste Aufstiegsheld. Der vorherige Aufstieg ist nicht mal ansatzweise zu Funkels Gunsten interpretiert worden. Wenn der FC nach vier oder fünf Spieltagen in der neuen Saison auf Platz 1 oder 2 steht, bricht wahrscheinlich die erste Huub-Kult-Welle über Kön herein und spätestens auf den Weihnachtsmärkten wird es zu Verbrüderungsrunden mit den üblichen Besucherhorden aus Holland kommen („ein Kölsch und eine Frikandel Spezial bitte!").
Teil B: Passt Huub Stevens vom Spielverständnis her zum FC-Kader? Diese Antwort fällt allerdings schon viel schwerer. Zunächst ist zu hoffen, dass er selbst die entscheidenden Worte bei der Auffüllung des z.Z. noch sehr rudminentären Kaders mitsprechen kann und für die kritischen Positionen Innenverteidigung, zentrales Mittelfeld und Sturmspitze das Spielermaterial bekommt, das wir uns dringend wünschen. Mit den vorhandenen Beständen alleine dürfte es ein eher schwieriges Unterfangen werden.
Aus Stevens’ erfolgreichen Zeiten in Gelsenkirchen ist bekannt, dass der Mann vor allem auf körperlich robuste Spieler mit eher hohem spieltaktischen Verständnis setzt – das erklärt auch den hohen Anteil der Holländer und Belgier in den damaligen S04-Mannschaften - vor allem in der Defensive. In seinem neuen Umfeld hat er aber z.Z. nur entweder die robuste Fraktion (Voigt und Cullmann) oder aber nur begrenzte Taktiker (Sinkala, Grujic) zur Auswahl. Eventuell passt hier noch Schindzielorz am ehesten. Bleibt zu hoffen, dass unter den bisherigen Neuen zumindest Benschneider die Anforderungen erfüllt. Für Mittelfeld und Offensive fällt einem hierzu dann natürlich sofort Podolski ein. Springer und Scherz bringen zwar grundsätzlich auch die Grundvoraussetzungen mit, stellen aber bekanntermaßen kein Wachstumskonzept mehr dar - ebenso wenig wie Streit, dessen Leasing-Vertrag ja auch nur noch ein Jahr läuft. Ebbers ist ausschließlich robust, Feulner und Federico sind reine Taktiker. Guie-Mien sollte u.U. mit Ebbers zusammen gekettet funktionieren können...
Es bleibt also auf noch mindestens zwei bis drei Neuzugänge zu hoffen, die wirklich in Stevens’ Konzept hinein passen. Dabei sollte es sich nicht um Horst Heldt handeln, dem einerseits weder Robustheit noch Führungseigenschaften zugesprochen werden können und der darüber hinaus über noch maximal 12 Monate Haltbarkeitsdatum verfügt. Abgänge am Ende der kommenden Saison werden wir genügend haben. Da auf dem deutschen Markt schon fast alles abgegrast ist, fokussiert sich die Hoffnung auf Kaninchen, die Stevens aus dem holländischen oder belgischen Hut zaubern kann. Vielleicht gibt es da ein paar Routiniers, die Ende 20 oder Anfang 30 sind und uns weiter bringen. Sollten die angeforderten Positionen nicht nachhaltig verstärkt werden, dann wäre das so, als hätten wir uns Michael Schumacher geholt und würden ihm den Minardi aus der letzten Saison für's Rennen geben.
Einen abschließenden Dank aber an Marcel Koller, der mit viel Anstand und wenig Glück an der „mission impossible" gescheitert ist. Und herzlich willkommen Huub Stevens! Es gibt nur ein Ziel: den letzten Wiederaufstieg in der FC-Geschichte!
Mir stonn zu Dir..."
Greetings
KD